Das Bild ist von Guiliano Ferri
(aus: Meine große Bilderbibel, Herder 1996)
Das stimmt, Beichten ist "out". In unserer heutigen Gesellschaft darf man ziemlich viele Dinge tun und lassen und
das ist gut so. Das eigene Handeln soll sich gerade deswegen nicht daran richten, was "in" und was "out" ist. Es ist
auch nicht so, dass heute keiner mehr oder nur noch alte Leute zum Beichten gehen.
Nicht nur das Beichten ist "out", sondern überhaupt die tradionellen christlichen Religionen. Sie können heute kaum noch
Antworten geben auf die Fragen und Probleme der heutigen Menschen. Die katholische Kirche müsste den Zyklus sündigen - beichten -
sündigen - beichten ... endlich durchbrechen. Das ist doch kein religiöses Leben! Dem Menschen muss geholfen werden, dass
er zu sich selbst findet, dass er lernt, einen Sinn in seinem Leben zu finden. Aussagen wie "Jesus ist für unsere Sünden gestorben",
"Gottes Gnade vergibt uns unsere Schuld", "Wir werden aufgestehen wie der Herr auferstanden ist", Das Reich Gottes ist nahe"
sind keine Antworten und kein Trost mehr für die aufgeweckten Menschen unserer Zeit.
Ein offensichtlicher Unterschied ist, dass immer weniger Beichtväter und immer mehr Psychiater und Psychotherapeuten aufgesucht werden. Die Beichtstühle bleiben fast leer - die Wartezimmer der Psychoärzte werden voller. Vor anderen zu bekennen, dass man "noch" zum Beichten geht, wird zunehmend peinlicher; wenn man hingegen therapiert wird, ist man "in".
Es gibt sozialwissenschaftliche Untersuchungen, die aufzeigen, dass religiöse Menschen weniger depressiv sind als nicht-religiöse Menschen. Ein gesundes Gewissen trägt auf jeden Fall zum psychischen Wohlbefinden bei.
Letztendlich kann weder der Psychiater den Beichtvater ersetzen noch umgekehrt. Aber eine gute "psychische Hygiene" zu der auch ein lebendiges religiöses Leben gehören soll, kann in vielen Fällen psychischen Krankheiten vorbeugen.
Es gibt grob gesagt 3 verschiedene Möglichkeiten zum Beichten bzw. das Bußsakrament zu empfangen:
Es wird inzwischen auch die "Beichte" über das Internet angeboten, allerdings nicht von den offiziellen Kirchen. Hier fehlt ein wichtiges Kriterium, das sehr wichtig ist: Der persönliche Kontakt zur Christengemeinschaft, also letztlich zur Kirche. In der Beichte "packt" man nicht nur vor Gott aus, sondern auch vor der Kirche, vor den Mitchristen und stellvertretend dafür vor dem Priester.
Für viele ist der Weg zum Beichtstuhl steinig (Was sage ich? Wo gehe ich hin? - in die eigene Pfarrei, zu den Franziskanern in Ingolstadt? ...) Kaum einer jedoch bereut es danach, dass er es gemacht hat.
Trotzdem: Vielen Menschen ist es peinlich, vor einem anderen Menschen "auszupacken". Eine Hürde ist sicherlich, dass wir heutigen europäischen Menschen uns eine Privatsphäre, eine Intimsspäre, aufgebaut haben. Zum anderen sehen wir heute den Pfarrer in erster Linie als Menschen und nicht als ein "Überdings". Von Mensch zu Mensch über seine intimsten Dinge zu sprechen, scheint für viele die psychologische "Bremse" sein, die den Beichtstuhl ins Peinliche, Lächerliche und Überholte stellt.
Gerade aber auch deswegen kann diese Form des "Auspackens" zur Erleichterung im relgiösen als auch im psychologischen Sinne führen.
Ganz realistisch gesprochen, haben wohl die meisten ein mulmiges Gefühl, bevor sie in den Beichtstuhl oder in ein Beichtgespräch gehen und ein gutes Gefühl, wenn sie dann wieder herauskommen. Und noch realistischer gesprochen, es bereut selten jemand, dass er hingegangen ist!
Beichten kann man in den allermeisten Pfarr-, Wallfahrts- und Klosterkirchen.
Beichtgelegenheiten in Großmehring werden an jedem Samstag um 16:30 Uhr und vor den drei Festen Ostern, Weihnachten, Pfingsten verstärkt in Demling und Großmehring angeboten. Die Termine können dem wöchentlich erscheinenden Pfarrblatt (liegt in den Pfarrkirchen aus, ist auch im Aushang vor den Kirchen zu sehen oder auch online) entnommen werden.
In Ingolstadt beichten sehr viele Menschen in der Franziskanerkirche in der Harderstraße. Dort kann neben dem Beichtstuhl auch ein Beichtgespräch gemacht werden (Termine hier).
Bußgottesdienste werden in den Pfarreien immer mehr angeboten. Viele gläubige Katholiken nehmen deses Angebot als Ersatz für die Beichte an.
Von "offizieller" kirchlicher Seite sind jedoch Bußgottesdienste in der Regel kein Ersatz für die Beichte (siehe dazu die Synodenpapiere).
Sünde, Buße, Reue, Beichte, Gewissen, Vergebung, Umkehr, Fasten ... alles abgedroschene Begriffe, die an Vergangenes erinnern. Nur noch in anderen Zusammenhängen finden sie in unserem Sprachwortschatz Platz: Umweltsünde, Fasten im Sinne von Abnehmen und therapeutisches Allheilmittel, Reue als straflinderndes Element in Gerichtsurteilen.
Man könnte auch moderne Begriffe dafür finden, aber die wären dann auch bald wieder abgedroschen. Aber vielleicht helfen die einen oder anderen Umschreibungen doch ein wenig weiter:
Beichte | = | ein Geständnis ablegen, Auspacken, reinen Tisch machen einen Blödsinn, den man gemacht hat, zugeben |
Sünde | = | Fehler, Nichtliebe, sich gegenüber Gott isolieren, sich gegenüber anderen Menschen isolieren, (Selbst-)Betrug |
Reue | = | einen Fehler einsehen |
Buße | = | Neuanfangen, Umkehren, Wiedergutmachung, wieder näher kommen, frei werden |
Vergebung | = | Verzeihung, eine Art von Liebeshandlung, Vertrauen |
Gewissen | = | Prinzipien, Waage, Sündenbewußtsein, Grundwerte |
Gott liebt uns unendlich, über alle unsere Schwächen und Fehler hinweg. Wir kommen unseren Mitmenschen und damit auch Gott näher, wenn wir aus Liebe handeln. Wenn wir uns unsere Fehler, unsere "Nichtliebe" nicht eingestehen, isolieren wir uns, unterdrücken wir uns selber, werden wir depressiv. Frei wirst du, wenn du glaubst, hoffst und liebst, dann kommt das Reich Gottes ganz nahe zu dir.
Hast du Prinzipien, auf die du dich selber verlassen kannst und auf die sich auch andere verlassen können? oder handelst du mal so, mal so? wie es gerade am besten passt oder so wie es gerade "in" ist?
Gottes Liebe ist unendlich und er kann uns immer verzeihen. Alles ist in seiner Hand. Er ist sogar so mächtig, dass er dir die Freiheit geschenkt hat, Gutes oder Böses zu tun, ja sogar gegen ihn selbst zu handeln. Jesus benutzt viele Gleichnisse, um uns zu verdeutlichen, worauf es ankommt. Er zeigt uns wie groß die Liebe Gottes ist, aber er verwendet auch harte Worte gegenüber den Pharisäern oder im Gleichnis mit den Jungfrauen, die auf den Bräutigam warten.
Durch unsere Liebe zu Gott und den Menschen kommen wir Gott und Mensch ganz nah. Durch Eigennutz und An-sich-selber-denken fühlen wir uns isoliert, vor den Menschen und vor Gott. Eine Frage zum Nachdenken: Wenn in 5 Minuten Jesus vor dir stehen würde, könntest Du ihm in die Augen schauen? Oder: Dein Telefon läutet und Jesus ist dran, was würdest Du sagen?
Jesus stellt uns die Vergebung unserer Sünden in Aussicht - ohne Einschränkung, ohne irgendeine Spur von Sünde an uns zu lassen. Jesus zeigt uns in seinen Worten und Taten die unendliche Liebe und Großzügigkeit Gottes auf. Aber er spricht auch vom Tag der Entscheidung, von einem "Wehe dem", vom Schwert.
Hier einige Beispiele aus den Evangelien: